Call of the desert – Die Wüste lebt.

ALTSTÄTTEN – Krieg, Strom, Mangellage – aus allen Ecken der Welt erreichen uns heftige Meldungen. Die Welt steht Kopf, grosse Länder streiten und rasseln dabei mit den Säbeln.

Gleichstellungspolitikerinnen und Gleichstellungspolitiker schräubeln an Adjektivinnen und Präpositionen, sodass Sätze möglichst jede – zum Teil nur durchs Mikroskop erkennbare – Minderheit korrekt inkludieren, aber – wie der hier – sicher nicht mehr lesbar sind.

Umweltbesorgtinnen kleben sich auf die Strasse, verschmieren wertvolle Bilder und wetteifern um Aufmerksamkeit – wenn sie nicht grad nach Bali fliegen für einen Kurzurlaub.

Und was passiert im Rheintal?

Nichts! Oder nicht viel. Oder einfach langsamer (und langeier). Hier dürfen Musikerinnen noch Rastas tragen, sie müssen aber nicht. Hier darf man Fleisch essen, man muss aber nicht. Hier darf man Kinder Margrit oder Peter taufen und nicht Jathanäèlle oder Aurelian-Caius. 


Die Kids gehen zu Fuss zur Schule und verprügeln sich, wenn sie genervt sind. Hier fahren sie Velo ohne Licht, haben offene Knie und verstopfte Nasen, weil sie bis November barfuss rausgehen. Beim Lavaria-Jubiläum kriegen auch 5jährige einen grünen Bändel. 13jährige ziehen sich dort ihren ersten Suff ein, der sie dann für die nächsten fünf Jahre demütig werden lässt. Hier darf man noch via Inserat ausschliesslich Männer für eine Gugga suchen – und das am internationalen Frauentag. Okay. Nein. Das darf man eigentlich auch hier nicht. Aber lassen wir das. Es ist nicht alles gut hier, aber wohl etwas weniger kompliziert und angespannt. Blickkontakt und Händedruck funktionieren. Und: Man muss nicht zu einer Minderheit zählen, um gehört zu werden.

Und trotzdem leben wir in einer Wüste! Ärzte verschwinden, Spitäler werden gestrichen, national wichtige Sportanlagen werden von einem einzelnen Bauern und seinen vielen Anwälten verhindert, wir haben Ladensterben, Fachkräftemangel, ja wir haben sogar Beizensterben! Wer hätte das gedacht, aber in Altstätten reduziert sich die Anzahl Beizen! Bald haben wir nur noch zwei pro Einwohner!

Wir leben in einer Wüste und das lässt uns alle zusammenrücken. Die Lavaria hat sich mit unserem Motto solidarisiert und mit «Höhlenbewohner» eine eigene Interpretation gefunden. Die Chlepfer mimen Dinos und stärken uns zusammen mit den Burgis den Rücken, als man unser GGG einzäunen wollte – alle halten zusammen und harren der Dinge. Lebenswerte St. Galler Wüste!