Räbafäger infiltrieren letzte Bastion

Die ersten zehn Jahre waren für uns Räbafäger nicht einfach. Weder der Altstätter Fasnachtsfotograf, noch die Journalisten und schon gar nicht die Veranstalter haben uns je richtig wahr genommen. 

Wir wurden als Laune der Natur betrachtet. Als wären wir warme Luft. Einzig die Guggenmusik Lavaria behandelte uns mit Respekt. Die Lüchinger Kultgugga, mit Jahrgang 1972 unbestritten die Platzhirsche, haben uns väterlich aufgenommen. Das mag daran liegen, dass wir zu fünfzig Prozent aus Frauen bestehen oder weil sie gar nicht gemerkt haben, dass wir keine Lavarianer sind. Uns ist der Grund ihrer Herzlichkeit egal, Hauptsache, wir konnten wenigstens bei den anderen Legenden der Rheintaler Guggenszene früh punkten. 

Unterdessen haben wir uns mit Räbiball, dem GGG und den zwei Europameistertiteln ein gewisses Standing erarbeitet. Schlau wie wir sind, haben wir unseren Thron aber mit diversen Liaisons gefestigt. So hat sich einer unserer Schlagzeuger eine Bleandastöbera geangelt und mit ihr bis zum jetzigen Zeitpunkt mehrere Kinder aus allerfeinstem Guggerholz gezimmert (wir hätten gerne «genagelt» verwendet, aber das dünkt uns zu zweideutig).

Unsere Präsidentin haben wir geopfert und sie dem Ex-Major der Lavaria überreicht, damit auch diese Bande gefestigt bleibt. Weil die Lavarianer als eher vergesslich gelten, haben wir dort nachgedoppelt und noch eine Posaunistin eingepflanzt. 

Von den Kesselbächlern zügeln wir regelmässig deren Nachwuchs ab, sobald sie fähig sind, mehr als zwei Tage am Stück zu spielen. Ausserdem ist auch dort die Ehefrau einer Räbilegende aktiv, sodass wir auch immer auf dem neusten Stand wären, sollten die Kesselbächler zum Beispiel mal einen neuen Song einstudieren.

Den Güggis haben wir vor Jahren eines unserer hoffnungsvollsten Youngsters überreicht und bei den Bazzas haben wir uns via Hochzeit und gefühlt sieben Kindern ebenfalls den Major gesichert. Die Macht ist mit uns.

Nachtruhestörung bei Chlepfer-Hochzeit

Ein interessanter Schachzug gelang den Räbis vor 18 Monaten, als eine unserer ganz fägigen Frauen den attraktivsten Chlepfer aller Zeiten heiraten konnte. Wir mussten lange warten, aber irgendwann tauchte auch bei den Chlepfern endlich eine anständige Partie auf.

 Jedenfalls fand diese Hochzeit vorletzten Sommer statt. Die beiden Guggen machten ihre Aufwartung. Nach dem Räbikonzert tauchte prompt die Polizei auf wegen Nachtruhestörung. Zu dem Zeitpunkt spielten aber bereits die Chlepfer. 

Die 11min-Redaktion ist im Besitze des Polizei-Rapports. Die anwesenden Polizisten fassten ihren Einsatz folgendermassen zusammen: «Die Beschwerde der Nachtruhestörung erwies sich als unbegründet. Im Gegenteil. Bei der Musik der Guggenmusik Altstätter Städtlichlepfer ist Einschlafen sogar einfacher, als wenn es einfach ruhig wäre.»